„Hauptsache oben licht und unten dicht!“
Mit Wandern hat diese neurologisch-urologisch anmutende Alters-Weisheit im Grunde genommen zwar überhaupt nix zu tun, aber dennoch stand sie gewissermaßen als Überschrift über unserem Wanderwochenende vom 17. bis 21. Mai in Hausen in der Eifel. – Wir kommen noch darauf zurück.
Und eine weitere Weisheit sollte sich in den nächsten Tagen bewahrheiten: „Wenn etwas mit Pleiten beginnt, kann es sich trotzdem noch zu etwas Großartigem entwickeln!“ Wir waren auf der Hinfahrt schon fast in Düren, als Heike fragte: „Wo ist eigentlich der Kuchen?“ – „Ich schätze mal, der steht noch im Backofen.“ Zum Glück war der zumindest ausgeschaltet … Und das große Stück lang gereifter edel- würziger Gouda, das Uwe eigentlich mitbringen wollte, befand sich nach wie vor in unserem Kühlschrank. – Das fing ja wirklich gut an! Aber als wir dies später „beichteten“ gab es keinerlei Enttäuschung oder gar Nörgelei, sondern nur Trost wg. unseres Missgeschicks. Und auch Uwes Skepsis bezüglich der Übernachtung in einem 6-Bett-Zimmer war ganz unbegründet: Zwar hatten wir ein solches, waren darin aber für uns alleine. (*smiley*)
Als wir Mittwochabend als „Newcomer“ eine Stunde später als die anderen in Hausen ankamen, wurden wir von allen aufs Herzlichste begrüßt und sofort in das schon im Gang befindliche „Outdoor“-Abendessen integriert. Die Atmosphäre war toll, das Essen lecker, und als später das Lagerfeuer runtergebrannt war und wir schlafen gingen, fühlten wir uns bereits „zu Hause“.
Am nächsten Morgen – es war der Feiertag „Christi Himmelfahrt“ – wanderten wir nach dem Frühstück bei strahlendem Frühlingswetter los: Renate übernahm routiniert die Führung, und es ging zunächst an der Rur entlang über den Bunt-Sandstein-Weg in Richtung Blens. Eine herrliche Strecke bei ebensolchem Wetter führte das Odenbachtal hinauf, über den Rossberg, durch das Schlierbachtal bis nach Brück. Dann über die Rur und ein relativ kurzer, aber sehr steiler Aufstieg zur Burg Nideggen, wo wir uns in einer ausführlichen Pause für den weiteren Weg stärken konnten. Der führte erst wieder ein Stück über den Bunt-Sandstein-Weg und dann über die Raffelsley hinab nach Abenden.
Wir wissen es zwar nicht mehr ganz genau, aber vermutlich war es auf diesem Wegstück, als Renate von ihrem betagten Opa erzählte, und dabei auch dessen Alters-Wahlspruch erwähnte: „Hauptsache oben licht und unten dicht!“ Das fanden wir alle, die wir schließlich auch nicht mehr die Allerjüngsten sind, zum einen ziemlich lustig, aber zum anderen auch geradezu weise. Und vor allem: Sehr erstrebenswert!
Von Abenden führte uns der Weg – bzw. Renate – schließlich durch das Isimustal hinauf in den Bader Wald. Der Redlichkeit halber soll nicht verschwiegen werden, dass ungefähr hier selbst bei erfahrenen Eifel-Wanderern die bekannte Kleinkinderfrage aufkam (natürlich in „Erwachsenen-Deutsch“ umformuliert): „Wann sind wir endlich da?“ Nun ja, es ging dann noch über die „Engelstreppe“ und durch einen schönen Hohlweg, und nach etwas mehr als 25 Kilometern (und 776 Höhenmetern!) kamen wir, zwar leicht erschöpft, aber glücklich und stolz, wieder bei unserer Hütte an.
Der restliche Nachmittag war noch immer warm und sonnig, und wir erfreuten uns neben dem schönen Wetter an Kaffee und Kuchen bzw. isotonischen Getränken. Auch das abendliche Grillen (Dank an Gerhard!) mit anschließendem Lagerfeuer sowie diversen Kaltgetränken war wieder sehr schön – und in der Nacht haben wir wohl alle sehr gut geschlafen.
Der zweite Tag stand ganz im Zeichen des „Klassikers“: Die Abtei Mariawald ist immer einen Besuch wert, aber diesmal durften wir etwas ganz Besonderes erleben: Zwar leben dort leider seit einigen Jahren keine Mönche mehr, aber ein regelmäßiges Mittagsgebet gibt es immer noch. Und das, was früher undenkbar gewesen wäre, wurde nun völlig selbstverständlich praktiziert: Besonders Uwe, der früher einige Male hier war und das Geschehen damals immer nur von der Empore aus verfolgen konnte, war sehr ergriffen davon, dass das Mittagsgebet nun für alle Beteiligten im Chorgestühl stattfand – also dort, wo früher ausschließlich die Mönche saßen – und sogar mit den restlichen noch verbliebenen Exemplaren des kostbaren Original-„Mariawalder-Psalter“, dem Gebetbuch der Trappisten-Mönche der Abtei Mariawald.
Danach stärkten wir uns bei strahlendem Sonnenschein auf der Terrasse mit der zu Recht berühmten Erbsensuppe und wanderten dann entlang des Heimbach-Sees über Hasenfeld an der Rur entlang zurück zur DSV-Hütte. Heute war die Wanderung „schon“ nach 22 Kilometern beendet, und wir alle konnten in unseren Beinmuskeln gut merken, dass es fast 200 Höhenmeter weniger waren als gestern. – Keinerlei Kleinkinderfrage.
Am Samstag ging es zunächst nach Heimbach zum Nationalpark Tor. Dort nahm uns die freundliche und kompetente Eifel-Führerin Bea Lemke in Empfang, und es begann eine dreistündige Führung in und um bzw. über Heimbach. Nach einer Mittagspause auf dem Meuchelberg ging’s zurück nach Heimbach, wo wir uns von Bea Lemke verabschiedeten. Dann machten wir uns auf den Rückweg über den Sonnenberg und den Rensberg und das Dorf Hausen zurück zur Hütte. – Nur 20 Kilometer, aber 618 Höhenmeter.
Da wir unseren angekündigten Kuchen ja zu Hause vergessen hatten, wollte Heike Ersatz besorgen und so fuhren wir nach Heimbach und wurden schließlich bei Edeka fündig. – Natürlich kein Ersatz für selbstgebackenen Kuchen, aber besser als nix!
Der Sonntag war zum einen geprägt von Utas Geburtstag und zum andern dadurch, dass einige von uns vorzeitig aufbrechen mussten. Wir z.B. mussten gleich nach dem Frühstück los, da Uwe um 10:30 Uhr in Wickrathberg einen Gottesdienst zu halten hatte. Das tolle und ausführliche Frühstück mit Geburtstagskuchen, -blumen und -sekt war für uns ein schöner vorzeitiger Abschied.
Die verbleibenden Wanderer gingen dann noch unter Gerhards Führung Richtung Baderwald durchs Rosstal in Richtung Abenden, vorbei an der Düsseldorfer Hütte nach Blens und wieder zurück zur Hütte (17 Kilometer und 387 Höhenmeter).
Dieser Bericht begann mit unserer Vergesslichkeit – und er endet auch damit: Heike hatte von ihrer Tochter aus den USA etwas verspätet einen wunderschönen Blumenstrauß zum Muttertag geschickt bekommen. Da er einen Tag vor Hausen bei uns ankam, haben wir ihn dorthin mitgenommen, wo er nicht nur uns, sondern alle Wanderfreunde beim gemeinsamen Essen erfreute. – Als wir Sonntag nach dem Frühstück aufbrachen, blieb er auf dem reich gedeckten Tisch stehen …
Am späten Nachmittag klingelte es bei uns zu Hause, und Renate stand mit dem Blumenstrauß vor unserer Tür …
Merke:
Wer solche Wanderfreunde hat, kann es sich ab und zu auch schon mal leisten, „oben nicht ganz licht“ zu sein.
Unser Fazit dieses verlängerten Wochenendes:
- Die Eifel ist toll!
- Das Haus des DAV in Hausen ist toll!
- Das Wetter war toll!
- Die Stimmung in unserer Truppe war toll!
Sofern das „oben licht und unten dicht“ dann noch ausreicht, sind wir im nächsten Jahr auf jeden Fall wieder dabei!
Heike Pfalz & Uwe Tervooren