Tourenbericht: Hüttentour im Nationalpark Gesäuse vom 12.08.2023 bis 19.08.2023

Im Sommer 2023 führte ich eine Gruppe in den Nationalpark Gesäuse in der Steiermark – ein recht kleines, aber wunderschönes Gebirge, welches von der Enns in einen Nord- und Südteil getrennt wird.

Unsere Hüttentour führten wir im südlichen Teil durch, aber eines sei vorab  gesagt: Das Gesäuse hat mich so beeindruckt, dass ich den nördlichen Teil sicherlich zeitnah auch erkunden möchte.

Wir starteten in Admont, einem Ort am westlichen Rand des NP Gesäuse. Im Benediktinerstift in der Ortsmitte kann die weltgrößte Klosterbibliothek besucht werden. Wir machten uns zu Fuß auf zu unserer ersten Hütte, der Oberst-Klinke-Hütte, die jedoch auch auf einer Mautstraße mit dem Pkw oder auch dem Fahrrad erreicht werden kann. Die Hütte liegt am Fuß des Kalbling, einer imposanten Felspyramide, auf die auf einem gut ausgebauten und markierten Wanderweg der Gipfel problemlos erreicht werden kann. Dieses Ziel war als „Eingehtour“ für den darauffolgenden Tag ausgesucht. Die Tour wurde mit den Gipfeln von Sparafeld und Rifflspitz kombiniert und es blieb uns noch genug Zeit für einen kleinen Teil „Trittschulung“.  Pünktlich zum Kaffee und – dem nicht auf der Speisekarte vorhandenen – Kaiserschmarrn, der von der Hüttenwirtin auf besonderen Wunsch von uns zubereitet wurde, waren wir zurück. Alle anderen Hüttengäste schauten nur verdutzt, als sie bei der Bestellung vom Kaiserschmarrn leer ausgingen.

Am nächsten Tag ging es nach dem reichhaltigen Frühstück weiter zur Mödlinger Hütte, die von der Oberst-Klinke-Hütte in 2 Stunden bereits erreicht wird. Auf dem Weg dorthin konnten wir die Felsabbrüche vom Kalbling und Sparafeld nach Süden bewundern. Kaum zu glauben, dass wir am Vortag dort oben auf den Gipfeln standen, aber der Weg dorthin führte über die Rückseite von einem flachen Plateau aus und ist für Wanderer gut zu begehen. Nach einer kurzen Rast auf der Mödlinger Hütte wanderten wir noch in Richtung des Admonter Reichenstein. Dieser Gipfel ist jedoch äußerst versierten Bergsteigern vorbehalten, da die letzte Stunde zum Teil seilfreies Klettern im III. Grad verlangt. Sicherungen sind nicht vorhanden. Wir gingen bis an den felsigen Abbruch am Abzweig des gerade erwähnten Wegteils und hatten spektakuläre Fernblicke ins Ennstal und in die Regionen der Etappen der nächsten Tage. 

Nach einer guten Übernachtung verließen wir die Reichensteingruppe und gingen durch Wald kurz hinab ins Johnsbachtal. Nach einer Kaffeepause im Gasthof Kölblwirt stiegen wir anschließend durch urwaldähnliches Gebiet über die Koderalm und Stadlalm hinauf zur Hesshütte, von der aus alle wichtigen Gipfelziele des zentralen NP Gesäuse erstiegen werden können. Liegestühle und Sonnenterrasse sorgten an diesem Tag für einen entspannten Nachmittag. Wir blieben zwei Nächte auf der Hesshütte, da wir am darauffolgenden Tag mit dem Hochtor den höchsten Gipfel des Gesäuse besteigen wollten. Der Weg hierauf führt zunächst durch latschendurchsetztes Felsgebiet bis zum Beginn des Josefinensteigs, der später immer öfter durch Drahtseilsicherungen in den steilen und ausgesetzten Stellen gesichert ist. Nach etwa 2 Stunden erreichten wir den obersten Punkt des Grats zwischen Schneeloch und Steinkar. Von hier aus ging es immer weiter am Grat entlang, zum Teil sehr ausgesetzt, bis zum Hochtorgipfel, von dem wir an diesem Tag Fernblicke bis zum Dachstein, zum Toten Gebirge und weiter südlich in die Steiermark hinein geboten bekamen. Beim Abstieg über den gleichen Weg ließen wir uns Zeit und genossen später auf der Sonnenterrasse die großen Kuchenstücke und das ein oder andere Kaltgetränk. So manch einer hatte noch nicht genug und ging noch auf das Zinödl, den Wanderer-Hausberg der Hesshütte.

Unser nächstes Ziel war die Haindlkarhütte, die auf der nordwestlichen Seite des Hochtors in einem Kessel liegt. Dazu ging es über den Wasserfallweg und viele äußerst steile und schmale Leitern eine – gefühlt – senkrechte Felswand bis ins Ennstal hinab. Gut, dass wir so früh auf der Hesshütte losgegangen sind und deshalb mit „Gegenverkehr“ auf den steilen Passagen keine Probleme bekamen. Wenn sich hier viele Wanderer begegnen, wird es z.T. sehr eng und schwierig im Begegnungsverkehr. Unten im Ennstal angekommen lohnt sich ein Besuch des Nationalparkzentrums am Gstatterboden. Anschließend ging es für uns weiter entlang der direkt neben der Enns befindlichen Bundesstraße bis zum Parkplatz für die Besucher der Haindlkarhütte. Wenn man Glück hat, kann man ein paar Schlauchboote beim Rafting auf der Enns beobachten….

Vom Parkplatz aus in etwa 1,5 Stunden stets bergauf auf gutem Weg wird dann die Haindlkarhütte erreicht. Die kreisförmige Anordnung der höchsten und imposantesten Gesäusegipfel ist wirklich beeindruckend. Sämtliche Felswände sind hier den Kletterern vorbehalten, die von der Hüttenterrasse aus mit dem Fernglas beobachtet werden können. 

Am nächsten Tag hieß es Abschied nehmen. Wir gingen über die Gsengscharte hinab ins Johnsbachtal, und von dort ging es mit dem Bus zurück zu unseren Autos in Admont. 

Was macht den NP Gesäuse so besonders? Zum einen die Landschaft an sich, alles ist sehr ursprünglich geblieben. Die Übergänge von Hütte zu Hütte sind zeitlich nicht lang, so dass jeder Weg genossen werden kann. Die Hüttenwirte sind alle zuvorkommend, kochten lecker und sind „einfach gut drauf“. Wir fühlten uns auf jeder Hütte willkommen und wurden gut bedient. Obwohl alle Hütten gut besucht waren, sind wir auf den Wegen recht einsam unterwegs gewesen. 

Der südliche Teil des NP Gesäuse bietet genug Abwechslung für eine ganze Woche. Ob der nördliche Teil mithalten kann, werde ich noch herausfinden. Vielen Dank an meine Gruppe, es hat riesigen Spaß mit Euch gemacht.

Tilo Kopp, Fachübungsleiter Bergsteigen

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