Tourenbericht: Montafoner Höhenrunde 2024

Auch dieses Jahr zog es uns wieder in die Berge. Dieses Mal in kleiner Besetzung (Sybille, Ralf, Thomas und ich) und ohne Tourenleiter. Schnell war die Idee da, Ende August eine Hüttentour durch das Montafon entlang der österreichisch-schweizerischen Grenze zu machen.  

Die nächtliche Anreise erfolgte mit dem Auto und kurzem Zwischen- und Aufsammelstopp in Speyer. Früh morgens haben wir dann unser Auto auf einem Langzeitparkplatz im österreichischen Vandans (Talstation Golmerbahn) abgestellt und sind mit dem Bus zur auf etwas über 2.000 Meter gelegenen Bielerhöhe raufgefahren – die Coolen sitzen natürlich hinten im Bus! 

Kurz die Rucksäcke gerichtet, das obligatorische Startfoto geknipst und los ging unsere erste Etappe von der Bielerhöhe zur Wiesbadener Hütte auf rund 2600 Metern. Wir haben uns für den „Normalweg“ entschieden, der uns über die Radsattelspitze und den Piz 6R (2.701 Meter) führte und etwa 750 hm rauf, 340 hm runter und 9 km lang war. Bei perfektem Wanderwetter kamen wir dann zur besten Kaiserschmarren-Zeit auf der Wiesbadener Hütte an. Den herrlichen Ausblick von der Hüttenterrasse auf den Piz Buin und das Silvrettahorn gab es gratis dazu. Keine Ahnung was das Abendprogramm für die Anderen bereit hielt. Ich weiß noch das Abendessen war lecker, danach ist mir vor Müdigkeit fast der Kopf in den Nachtisch gefallen und um halb acht war für mich Hüttenruhe.      

Der nächste Morgen auf der Wiesbadener Hütte startete für uns früh. Mit dem Wissen, dass das Wetter für die 2. Tageshälfte eher bescheiden ausfallen und wir auf unserer zweiten Etappe ordentlich Programm haben würden, ging es gegen 07.30 Uhr los auf die 17,5 Kilometer bergauf bergab zur Tübinger Hütte. Zunächst führte uns der Weg zur Südspitze des Silvretta-Sees und dann durch das Klostertal zur Saarbrücker Hütte. Hier kamen wir gegen Mittag an – ebenso eine gewaltige Wolken-Nebel-Wand, die uns schon beim Aufstieg zur Hütte die Aussicht auf die umliegenden Berge abspenstig machte. Ein schnelles Heiß/Kalt-Getränk und dann mussten wir uns auch schon wieder sputen, um weiter zum nächsten Zwischenziel, der Seelücke auf 2.776 Metern zu kommen. Diese erreichten wir bei einsetzendem Regen über einen alpinen Steig. Außer uns und dem miesen Wetter ließ sich nur noch ein Steinbock hier oben blicken. Als wir die Lücke passierten, eröffnete sich unter uns ein Kar eingekesselt von hohen Bergen. Zu unserer Linken der kleine Seegletscher. Während des Abstiegs fing es dann richtig an zu regnen, aber nur kurzfristig. Weiter ging es auf einem Steig rauf zum Plattenjoch (2.728 Meter). Ein anspruchsvoller Weg, aber die Landschaft entschädigte uns für die Mühen. Schnell wurde es auch immer trockener und sogar die Sonne kam immer mal wieder raus und ließ atemberaubende Ausblicke auf die umliegenden Berge und vom Plattenjoch ins darunter liegende Tal zu. Vom Plattenjoch führte ein ziemlich steiler und langer Abstieg über kleine Altschnee- und Blockfelder. Nach wenigen Metern verschluckte uns dann auch wieder der Nebel, bis kurz vor unserem Etappenziel der Tübinger Hütte. Die Hütte selbst bot eine moderne aber dennoch gemütliche Atmosphäre, ein junges und dynamisches Service-Team sowie eine hervorragende Möglichkeit, sich nach dem langen Tag zu erholen. Der perfekte Ort, um die Erlebnisse des Tages bei einem warmen Essen Revue passieren zu lassen.    

Am nächsten Tag ging es für uns weiter in den Talort Gargellen. Bis dort waren es 14 Kilometer mit knapp 400 hm rauf und 1.200 hm runter. Der Weg führte uns zunächst über einen Steig auf die der Tübinger Hütte gegenüberliegende Bergflanke. So konnten wir beim Aufstieg auf die Bergkuppe die Hütte immer wieder in wachsender Ferne sehen. Dann ging es auf der anderen Seite über viele Serpentinen über Almwiesen stetig bergab Richtung Tal. Gargellen ist ein kleines Bergdorf, eher bekannt für den Wintersport. Daher ging es hier auch recht beschaulich und ruhig zu. Für die dritte Nacht hatten wir Zimmer in einer Pension gebucht. Ein gemütliches Restaurant mit regionaler Küche für den Abend war schnell gefunden (eine überschaubare Auswahl macht es manchmal auch leichter). 

Bei feinstem Wanderwetter startete die vierte Etappe von Gargellen über die Tilisunahütte zur Lindauer Hütte. Dabei durchwandert man auch kurz Schweizer Staatsgebiet. Zunächst erfolgte der steile Aufstieg über einen Steig, der sich vorbei an mehreren Alpen schlängelt. Der Weg führt in das Sarotlatal den Hang hinauf, bis der Steig unter das Sarotlajoch auf 2.389 Meter quert. In einigen steilen Kehren schlängelt man sich hinauf zum Joch. Hier betritt man dann Schweizer Boden. Dieser Wegabschnitt ist sehr abwechslungsreich und bietet tolle Fern- und Talblicke. Weiter querten wir nun hinüber zum Plasseggenpass, was auch ein beeindruckendes Panorama auf die umliegenden Gipfel ermöglichte. Auf und Ab ging es dann über Weideböden zum Grubenpass und weiter zur Tilisunahütte. Eine Mittagspause auf der Sonnenterasse, gefolgt von einem sehr steilen und langen Abstieg, der ganz schön auf die Knie ging. Aber auch hier entschädigte einfach der grandiose Ausblick auf die umliegenden Berge. Noch ein kurzes Stück durch Tannenwald und wir erreichten unser Etappenziel: die Lindauer Hütte auf 1700 Metern. Recht groß und durch ihre gute Erreichbarkeit mit Auto und Bus ist die Lindauer Hütte recht beliebt und gut besucht.

Die fünfte Etappe mit knapp 16 Kilometer Länge war auch wieder sehr reizvoll. Von der Lindauer Hütte aus führte uns der Weg zunächst stetig rauf in Richtung Schweizer Tor. Dieser Abschnitt ist geprägt von einer abwechslungsreichen Landschaft mit saftigen Wiesen und schroffen Felsen. Auch ein paar neugierige Murmeltiere begegneten uns auf diesem Stück. Der Aufstieg zum Schweizer Tor, das auf etwa 2.200 Metern Höhe liegt, wird mit einem atemberaubenden Blick auf die umliegenden Gipfel belohnt. Das Schweizer Tor selbst ist ein beeindruckender Pass, der einen Blick auf die andere Seite desRätikons eröffnet.
Nach dem Überqueren des Schweizer Tors ging es weiter in Richtung Lünersee. Der Stausee ist ein beliebter Ausflugsort mit einem Spazierweg der einmal um den See führt. Für die nicht ganz so geübten Bergfreunde ist er auch mit der Seilbahn vom Tal aus zu erreichen. So kommt man hier dann doch mit dem ein oder anderen gemütlichen Sonntagsausflügler in Berührung. Aber wir bogen schnell über die linkes vom See gelegene Hangseite ab und hinauf zum deutlich weniger frequentierten Pfad zur Totalphütte auf etwa 2.300 Meter. Die Totalphütte ist ein beliebter Rast- und Schlafplatz für Wanderer und bietet eine tolle Sicht auf den unterhalb liegenden Stausee und die umliegenden Berge.
Die Hütte selbst war einladend, sehr modern und das abendliche Suppenbuffet ein Gedicht.

Am nächsten Tag stand der Aufstieg zur Schesaplana auf dem Programm. Der höchste Gipfel des Rätikon mit seinen 2.965 Metern ist sehr beliebt. Daher war die Totalphütte ein idealer Ausgangspunkt und bot den Vorteil, dass wir bereits auf halben Weg nach oben starten konnten und dem später einsetzenden Andrang so voraus waren. Da wir auch die nächste Nacht auf der Totalphütte verbringen würden, machten wir uns mit leichtem Tagesgepäck an den Aufstieg der etwas über 600 hm zum Gipfel. Die Route war gut markiert und erforderte eine gewisse Fitness und Erfahrung im Gebirge. Nach dem ersten Anstieg gelangten wir auf ein kleines Plateau, von dem aus sich der Blick auf die Schesaplana eröffnete. Der weitere Weg führte über schroffe Felsen und ausgesetzte Steige (zum Teil verseilt). Oben am Gipfelkreuz angekommen hatten wir bei strahlendem Sonnenschein einen traumhaften 360-Grad-Panoramablick auf Montafon und Rätikon. Von ganz oben auf diese Weite der Landschaft zu schauen ist schon sehr beeindruckend und immer wieder ein Erlebnis.             
Die Rückkehr zur Totalphütte kann auf demselben Weg erfolgen. Da wir noch nicht ganz ausgelastet waren, entschieden wir uns noch für einen kleinen Umweg über das weitläufige liegende Blockfeld etwas oberhalb der Totalphütte.  

Nach zwei Nächten auf der Totalphütte ging es dann am siebten Tag auf unsere letzte Etappe. Ziel war die Heinrich-Hüter-Hütte. Hierzu stiegen wir zunächst über den Normalweg runter zum Lünersee. Am See entlang über die beeindruckende Staumauer und an der Douglashütte vorbei. Dann entschieden wir uns für den abwechslungsreichen alpinen Steig rauf zum Saulajoch auf 2.065 Meter. Oben auf dem Saulajoch angekommen, erwartete uns ein Weg über ein weites Wiesenplateau mit vielen Blumen. Zu unserer Linken lag der Saulakopf, der auch der Einstieg für den Saulakopf-Klettersteig ist. Es folgte der letzte Abstieg runter auf die auf 1.760 Meter gelegene Heinrich-Hüter-Hütte am Fuße der Zimba. Hier verbrachten Teile von uns einen herrlich sonnigen Nachmittag auf der Hüttenterrasse. Ralf und Sybille unternahmen noch einen kleinen Ausflug auf das 2387 Meter hohe Zimbajoch. Gekrönt wurde das Ende unserer Tour mit einem fantastisch-kitschigen Sonnenuntergang, der die umliegenden Berge in ein rot-oranges Farbspiel tauchte. Muss man erlebt haben.

Am nächsten Tag ging es dann nur noch kurze Zeit runter zur Bushaltestelle, von wo aus uns der Mini-Sammelbus zurück in die Zivilisation und nach Vandans bzw. zur Talstation Golmerbahn brachte. Insgesamt waren wir 8 Tage, 7 Nächte, 5686 hm rauf, 6280 hm runter und 84,6 km unterwegs. 

Bericht: Kristina 

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