Sonklarspitz oder Sonnklarspitz?
Hubert Asemann (Fachübungsleiter Bergsteigen) bot in diesem Jahr eine sechstätige Tour durch die Stubaier Alpen über Dresdener Hütte (2.302m) und Müllerhütte (3.143m) an.
Von der Dresdner Hütte begingen wir als „Eingehtour“ den Daunkogelferner, welcher, gegenüber der 2018er Hochtour in den Stubaier Alpen, bereits so weit abgeschmolzen war, dass ein Übergang von Gletscher auf den Verbindungsgrat zwischen Stubaier Wildspitze und Östlichen Daunkogel nicht möglich war. Von der Besteigung des Östlichen Daunkogels musste daher abgesehen werden. Stattdessen sammelten wir auf den extrem abgetauten Gletscher Münzen (Euro, sogar Schillinge wurden noch gefunden), die wir am Abend in der Dresdner Hütte in die Spendendose der örtlichen Bergwart geworfen haben. Den Daunkogelferner verließen wir an der Bergstation des Skilifts unterhalb der Wildspitze und stiegen eisfrei über Bildstöckljoch, Isidornieder auf die Schaufelspitz 3.333m.
Am zweiten Tourentag stand der Hüttenwechsel zur Müllerhütte (3.134m) an. Über Eisjoch und Fernaujoch begingen wir wenige Meter vor den Pfaffenjoch den Pfaffenferner. Am Paffenjoch (3.212m) verließen wir den Pfaffenferner und stiegen über den Sulzenauferner zum Pfaffensattel bergan. Wegen des Rückgangs des Permafrostes und der damit verbundenen Steinschlaggefahr war das Zuckerhütl (mit 3.505m höchster Gipfel der Stubaier Alpen) von der Bergwart gesperrt. Wir bestiegen daher nur den Wilden Pfaff (3.458m) und nach einer ausgedehnten Gipfelrast weiter über den Pfaffengrat zur Müllerhütte.
Auf der Terrasse (ca. 50 Höhenmeter oberhalb des Übertalferners) begegnete uns zum ersten Mal der „Sonnklarspitz“. Dies ist der selbstgemachte Apfel-Ingwerschnaps der Hüttenwirtin Heidi, der uns als Begrüßung auf der Terrasse serviert wurde. Von dort konnten wir schon mal unser Gipfelziel des kommenden Tages bestaunen, die Sonklarspitze (3.463m), auch „Sonklarspitz“ genannt. Dieser Berg im Stubaier Hauptkamm liegt genau auf der Staatsgrenze zwischen dem österreichischen Bundesland Tirol und der autonomen italienischen Provinz Südtirol. Den Namen Sonklarspitz erhielt dieser Berg nach dem k. und k. Militärgeographen und Vermesser Carl Albrecht Sonklar von Innstädten. Führte die Erstbegehung 1869 und der Normalweg lange Zeit danach noch über den Nordgrat (Verbindungsgart zwischen Stubaier Wildspitze und Sonklarspitz), so wird dieser heutzutage wegen seiner Brüchigkeit und der Unerreichbarkeit der Sonklarscharte vom stark abgeschmolzenen Übeltalferner nicht mehr begangen.
Wir folgten am Mittwoch früh der deutlichen Spur auf dem Übeltalferner zum Einstiegspunkt am Ostgrat der Sonklarspitz und erreichten in leichter Kletterei das bis zum Gipfel reichende Firnfeld. Ein grandioser 360° Rundblick auf die umliegenden Gipfel wurde uns beschert. Bevor wir uns jedoch wieder an den Abstieg machten, wurde noch eben der benachbarte Gipfel Hohes Eis (3.388m) mitgenommen. Im Abstieg kletterten wir wiederum über den Ostgart ab und auf der Terrasse der Müllerhütte genossen wir den Blick auf unser erreichten Gipfelziel „Sonklarspitz“.
An Donnerstag wurde nochmal alles geboten: Kälte, Regen, Schneeschauer und Sonne am Nachmittag mit Badevergnügen auf 2.582m. Wir stiegen über den Übeltalferner hinauf (Blankeis) bis zur Einstiegstelle des Lübecker Wegs westlich unterhalb der Wilder Freigers. Über den Grat erreichten wir den Wilden Freiger (3.418m), Wolken zogen auf, Regen, Schnee. Danach erreichten wir den Signalkopf (3.392m) und über den Ostgrat absteigende gelangten wir zur Freiger Scharte (3.025m). Über den Roten Grat (3.099m) stiegen wir hinab zum Vogelhüttensee (2.582m). Einige von uns nutzten den See zum Baden und nach kurzer Erfrischung ging es zweieinhalb Stunden über den Übeltalferner mehr als 600 Höhenmeter bergan zur Müllerhütte zurück.
Am Freitag war die Könighofspitz (3.188m) über die Botzerscharte (2.974m) geplant. Unter permanentem Einsatz von Eisschrauben im steilen Blankeis des Botznerferners erreichten wir die Botzerscharte. Der Grat hinauf zur Könighofspitz besteht jedoch aus äußerst brüchigen Schiefergneisen und bei jedem Griff und bei jedem Tritt war dieser Grat in Bewegung. Somit kehrten wir um, sicherten wieder unseren Abstieg mit Eisschrauben bis wir den steilen Teil des Botznerferners verlassen konnten.
Samstag erfolgte der Hüttenabstieg über den Lübecker Weg, der Fernerstube, dem Beiljoch (2.676m) zur Dresdner Hütte und hinab zur Mutterbergalm (1.748m), wo sich die Gruppe trennte.
Mein Dank gilt Huberts Asemann für die Organisation, Durchführung und Hilfestellungen während der Tour sowie allen Teilnehmern (-innen) für die gute gemeinsame Zeit, die wir miteinander hatten.
Fazit:
Sowohl der „Sonklarspitz“ als auch der „Sonnklarspitz“ sind einen Besuch auf der Müllerhütte wert.
Renate Harpeng
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